Expertengespräch zur Implementierung internationaler Standards im algerischen Strafvollzug

Dr. Stefan Cassone, Leiter der Strafvollzugsbehörde Duisburg Hamborn, bei seinem Vortrag über die Ausbildung des Strafvollzugspersonals
Dr. Stefan Cassone, Leiter der Strafvollzugsbehörde Duisburg Hamborn, bei seinem Vortrag über die Ausbildung des Strafvollzugspersonals
Algerien

Am 23. und 24. Mai 2023 veranstaltete die IRZ in Zusammenarbeit mit der algerischen Strafvollzugsbehörde eine Konferenz zum Thema „Implementierung internationaler Standards im algerischen Strafvollzug“ in Algier. Teilgenommen haben rund 30 algerische Beamte aus dem Justizvollzug und der Ministerialebene.

Erfahrungsaustausch zwischen Algerien und Deutschland

Die zweitätige Veranstaltung bildet die Nachhaltigkeitsphase eines Tandemprojekts, welches durch Mittel des Auswärtigen Amts sowie des Bundesministeriums der Justiz finanziert wurde. In dem Projekt erarbeiteten algerische und deutsche Expertinnen und Experten in Arbeitsgruppen ein Handbuch mit Empfehlungen für den algerischen Strafvollzug. Nach Abschluss des Projekts kamen nun Expertinnen und Experten zusammen, um von ihren Erfahrungen in der praktischen Umsetzung zu berichten bzw. die Implementierung der Handbücher zu fördern.

Von deutscher Seite nahmen Herr Kai Abraham, Leider der Justizvollzugsanstalt für Frauen Berlin sowie Herr Dr. Stefan Cassone, Leiter der Justizvollzugsanstalt Duisburg-Hamborn teil, die bereits im vorherigen Tandemprojekt involviert waren und maßgeblich zu dessen Erfolg beigetragen haben.

Zu Beginn der Veranstaltung richtete der Leiter der algerischen Strafvollzugsbehörde Herr Essaïd Zreb ein Grußwort an alle Teilnehmenden und betonte den Wert der Zusammenarbeit und des Austauschs zwischen Deutschland und Algerien. Anschließend gab es von algerischer und deutscher Seite eine Einführung zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und der aktuellen Rechtspraxis im Strafvollzug.

Nachfolgend wurden 4 Themenschwerpunkte behandelt:

  1. die menschenrechtskonforme Behandlung von Inhaftierten während des Aufnahmeverfahrens,
  2. die Erstellung eines individuellen Vollzugsplans und Klassifizierung von Inhaftierten,
  3. bisherige Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit externen Akteuren sowie
  4. aktuelle Entwicklungen der Aus- und Weiterbildung des Strafvollzugspersonals.

Nach Impulsvorträgen und Erfahrungsberichten tauschten sich die Teilnehmenden mit den deutschen Experten aus. Insbesondere in Bezug auf die Zusammenarbeit mit externen Akteuren sowie die Weiterbildung des Strafvollzugspersonals deckten sich viele Erfahrungen. So wurde der Einbeziehung externer Akteure (z.B. religiöse und kulturelle Akteure sowie Bildungseinrichtungen) eine wichtige und unersetzliche Rolle im Hinblick auf die Resozialisierung von Inhaftierten zugesprochen und die Wichtigkeit insbesondere bzgl. der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt betont. Der Nutzen von Schulungen zu Soft Skills – wie etwa Kommunikationsfähigkeit und Konfliktmanagement – für das Vollzugspersonal durch Rollen- und Simulationsspiele wurde von beiden Seiten ebenfalls hervorgehoben. Unterschiedliche Herangehensweisen in Deutschland und Algerien – wie zum Beispiel im Bereich der Klassifizierung Inhaftierter – wurden umfassend diskutiert und abgewogen.

Auch viele Medien vor Ort berichteten über die Veranstaltung, sodass die Ergebnisse der Konferenz über den Teilnehmendenkreis hinaus bekannt wurden.

Interesse an einer intensiven und praxisorientierten Weiterarbeit am Thema wurde von allen Seiten bekundet.