Aus- und Fortbildung des Strafvollzugspersonals

Die Teilnehmenden des Seminars zum Thema Aus- und Fortbildung des Strafvollzugspersonals, Dakar, Oktober 2023.
Die Teilnehmenden des Seminars zum Thema Aus- und Fortbildung des Strafvollzugspersonals, Dakar, Oktober 2023.
Senegal

Im Herbst 2023 organisierte die IRZ einen Austausch zwischen der Strafvollzugshochschule im Senegal und dem Strafvollzugswesen, in dessen Rahmen am 30. und 31. Oktober 2023 ein Seminar zum Thema „Aus- und Fortbildung des Strafvollzugspersonals“ in Dakar, Senegal stattfand. Vom 29. November bis zum 1. Dezember 2023 erfolgte dann der Gegenbesuch der Direktion der Strafvollzugshochschule nach Berlin.

Ausbildungsprogramme im Vergleich

Während des Seminars in Dakar tauschten sich die Teilnehmenden sowie mehrere senegalesische und deutsche Expertinnen und Experten über Ausbildungsinhalte und Kriterien zur Rekrutierung des Strafvollzugspersonals aus. Im Senegal gehört die militärische Ausbildung zum Werdegang des Strafvollzugspersonals dazu, in Deutschland liegt der Fokus auf der dualen Ausbildung. Vor diesem Hintergrund erörterten sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Ausbildungssystemen. Auch Aspekte wie gewaltfreie Kommunikation und Umgang mit vulnerablen Gruppen wurden von beiden Seiten vorgestellt und diskutiert.

Gegenbesuch in Berlin

Ende November 2023 reiste eine senegalesische Delegation nach Berlin. Neben Besuchen im offenen bzw. geschlossenen Vollzug sowie in der Jugendstrafanstalt stand auch ein Besuch der Bildungsakademie Strafvollzug auf dem dreitätigen Programm. Besonderes Interesse weckte die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Vollzugsbeamtinnen und Vollzugsbeamten, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern sowie Psychologinnen und Psychologen am gemeinsamen Ziel der Resozialisierung der Inhaftierten.

Den fachlichen Austausch zwischen der 2014 gegründeten Institution und den verschiedenen Vollzugseinrichtungen Berlins will die IRZ auch im Jahr 2024 fortführen, um zur Humanisierung des Strafvollzugs und zur Professionalisierung des Strafvollzugspersonals beizutragen.

Soft Skills in der richterlichen Praxis

Teilnehmende des Workshops am 3. November 2023 in Dakar.
Teilnehmende des Workshops am 3. November 2023 in Dakar.
Senegal

Am 2. und 3. November 2023 organisierte die IRZ gemeinsam mit der senegalesischen Richterhochschule (Centre de Formation judiciaire, CFJ) ein Seminar zu sogenannten Soft Skills in der beruflichen Praxis der Richterschaft. Die zweitägige Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten der Richterhochschule statt und bot eine Plattform für einen lebhaften Austausch zwischen senegalesischen und deutschen Kolleginnen und Kollegen.

Soft Skills: Ethik, Integrität, Kommunikation und noch viel mehr

An den zwei Seminartagen drehte sich alles um Soft Skills in der richterlichen Praxis, wie Kommunikations- und analytische Fähigkeiten, Empathie, Überparteilichkeit, Teamarbeit und Zeitmanagement. Auch die Besonderheiten im Umgang mit vulnerablen Gruppen wurden thematisiert. Von senegalesischer Seite referierte El Hadji Babacar Diop, Referent im senegalesischen Justizministerium, über den rechtlichen Rahmen, in dem Richterinnen und Richter im Senegal agieren. Außerdem sprach Mademba Gueye, Generaldirektor des CFJ, über das Thema „Integrität im richterlichen Beruf“, was von deutscher Seite Wolfgang Ehm, Vizepräsident des Landgerichts in Halle (Saale) anhand der „Prinzipien von Bangalore zur Richterethik“ ergänzte. Magatte Diop, Präsident des Zivilgerichts in erster Instanz im Senegal sprach über Richtertechniken und das Schreiben von Urteilen. Moustapha Ka, Generalsekretär und Ausbilder am CFJ, referierte über Soft Skills in der richterlichen Ausbildung im Senegal.

Politische Richterschaft?

Als zweite deutsche Expertin sprach Yvonne Bach, Vorsitzende Richterin am Verwaltungsgericht in Düsseldorf, unter anderem über Kommunikation mit externen Akteuren und mit Vertreterinnen und Vertretern der Presse. Sie stellte Überschneidungen zwischen der richterlichen Unabhängigkeit und politischer oder religiöser Weltanschauung in Deutschland vor. Was in Deutschland umstritten ist, wäre im Senegal gar nicht erst denkbar, wie es sich in der Diskussion herausstellte.

Der direkte Austausch auf Französisch zwischen den deutschen und senegalesischen Expertinnen und Experten ermöglichte interessante Diskussionen. So folgte dem Vortrag von Yvonne Bach zum Thema „Empathie“ ein längerer Austausch zwischen den Teilnehmenden über den Stellenwert und zunehmende Fokussierung auf die Empathie-Fähigkeit der Richterschaft bereits in der Ausbildung.

Das Seminar ebnete den Weg für den weiteren Austausch, den die IRZ und ihre Partnerinstitutionen im nächsten Jahr weiter verfolgen.

Workshop „Vermögensabschöpfung und Vermögenssicherung“ in Dakar

Referenten, Dolmetscherin und Mitarbeiterin der ONRAC während des Workshops „Vermögensabschöpfung und Vermögenssicherung“ in Dakar
Referenten, Dolmetscherin und Mitarbeiterin der ONRAC während des Workshops „Vermögensabschöpfung und Vermögenssicherung“ in Dakar
Senegal

Die IRZ veranstaltete vom 21. bis 22. November 2022 in Dakar (Senegal) einen Workshop zum Thema „Vermögensabschöpfung und Vermögenssicherung – Verwaltung und Verwertung gesicherter und eingezogener Vermögenswerte“ in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Büro zur Vermögensabschöpfung Senegals (Office national de Recouvrement des Avoirs criminels, ONRAC).

Der Workshop zielte vor allem darauf ab, einen Erfahrungsaustausch zur Sicherung, Verwaltung und Verwertung eingezogener Vermögenswerte zu ermöglichen. Hierbei wurde der Prozess der Vermögenssicherung basierend auf den rechtlichen Rahmenbedingungen der Vermögensabschöpfung in Deutschland und im Senegal thematisiert.

Mit Bezug zur Praxis diskutierten die rund 30 Teilnehmenden mit den Vortragenden aus Deutschland und dem Senegal die Herausforderungen und Chancen der parallelen Finanz- und Strafermittlung. Besonderes Interesse weckte hier der Umgang mit Kryptowährung. Darüber hinaus wurden verschiedene Formen und Herausforderungen bei der Verwaltung und Verwertung von Vermögen angesprochen.

Während des Workshops referierten:

  • Oberstaatsanwalt Andreas Stüve, Staatsanwaltschaft Düsseldorf, Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung organisierter Straftaten
  • Christian Veith, Erster Kriminalhauptkommissar a.D. des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen
  • Mor Ndiaye, Direktor der ONRAC
  • El hadji Allé Birima Fall, Staatsanwalt, Direktor für Zusammenarbeit bei ONRAC
  • Bachirou Sarr, Kommissar, Referent für polizeiliche Angelegenheiten bei ONRAC

Weitere Zusammenarbeit mit dem neu gegründeten Nationalen Büro zur Vermögensabschöpfung Senegals, dass dem senegalesischen Justizministerium nachgeordnet ist, sind im Jahr 2023 vorgesehen, um bestimmte Aspekte der Vermögensabschöpfung vertiefend zu diskutieren.