Erfahrungsaustausch in Tunis zum Thema Korruptionsbekämpfung im Sport

Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Präsidenten der INLUCC, Shawki Al-Tabib (Mitte), und dem deutschen Experten Dr. Helmut Brocke (links daneben) (Foto: Wassim Bougdar,  INLUCC)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Präsidenten der INLUCC, Shawki Al-Tabib (Mitte), und dem deutschen Experten Dr. Helmut Brocke (links daneben) (Foto: Wassim Bougdar, INLUCC)
Tunesien

In Zusammenarbeit mit der tunesischen Instanz für Korruptionsbekämpfung (INLUCC = Institution Nationale de Lutte Contre la Corruption) organisierte die IRZ am 10. und 11. März 2020 einen Erfahrungsaustausch mit dem Thema „Korruptionsbekämpfung im Sport – Handhabe des Sportrechts“. Zwar hat Tunesien alle relevanten internationalen und regionalen Konventionen zur Prävention und Bekämpfung von Korruption ratifiziert, dennoch ist Korruption ein nach wie vor aktuelles Thema. Das gilt für die Politik genauso wie für die öffentliche Verwaltung, die Justiz und die Zivilgesellschaft, wie z.B. die Sportverbände. Von tunesischer Seite wurde im Vorfeld der Veranstaltung berichtet, dass tunesische Sportvereine zunehmend durch Unternehmen finanziert würden, und auch die Bestechung und die Bestechlichkeit von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern zunehme. Es gebe darüber hinaus Probleme bei Ausschreibungen und bei den Wahlen in den Sportverbänden. In letzter Zeit seien Steuerhinterziehung und Geldwäsche im Sportbereich hinzugekommen. Außerdem gebe es innerhalb der tunesischen Justiz keine Schiedsgerichtbarkeit, die für sportliche Belange zuständig ist.

Vor diesem Hintergrund ergaben sich folgende Themenschwerpunkte für den Erfahrungsaustausch:

  • Good Governance in Sportverbänden in Deutschland und Tunesien
  • Verhaltensrichtlinien und Führung von Sportverbänden
  • Mechanismen zur Korruptionsbekämpfung und Korruptionsprävention in Deutschland und Tunesien
  • Schiedsgerichtbarkeit und alternative Streitbeilegung

Auch in Tunesien ist Sport die größte Bürgerbewegung, und nach der Revolution von 2010 müssen die Verbände nun ihre Rolle in der Abgrenzung zur Politik finden. Gleichzeitig gibt es hohe Erwartungen aus dem Sport an die Regierung und die Staatsverwaltung. Während der zwei Veranstaltungstage waren alle maßgeblichen Vertreterinnen und Vertreter des Sportministeriums, der staatlichen Kontrollbehörden sowie der Sportverbände vertreten und haben sich mit Vorträgen und Wortbeiträgen positioniert. Von tunesischer Seite wurde die Veranstaltung u.a. von

  • Shawki Al-Tabib, Präsident der Nationalen Instanz zur Korruptionsbekämpfung,
  • Ahmed Galoul, Minister für Jugend und Sport, und
  • Mehry Boussaine, Präsident der Nationalen Olympischen Kommission in Tunesien mitgestaltet.

Für die IRZ begleitete Dr. Helmut Brocke, Rechtsanwalt und Oberkreisdirektor a.D., die Veranstaltung.

Das Thema „Korruptionsbekämpfung im Sport“ stieß auf großes Interesse bei den Sportverbänden sowie in Politik, Justiz, Verwaltung und nicht zuletzt in den Medien. Dank der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen wurden viele verschiedene Sichtweisen dargestellt und diskutiert. Beide Veranstaltungstage waren von einem intensiven Erfahrungsaustausch geprägt. Es ist geplant, die Kooperation mit der INLUCC fortzuführen. 

Zum Hintergrund

Bereits seit 2011 führt die IRZ im Rahmen der institutionellen Zuwendung bilaterale Projekte zur Rechtsreform mit tunesischen Partnern durch. Der obige Erfahrungsaustausch ist die Fortsetzung der Auftaktveranstaltung „Korruptionsbekämpfung – Mechanismen und Prävention“ aus dem Arbeitsprogramm für die Jahre 2019 und 2020 des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz der Bundesrepublik Deutschland und des Ministeriums der Justiz der Republik Tunesien, die im Oktober 2019 in Tunis stattgefunden hatte.