Suchthelferausbildung für den kosovarischen Strafvollzug
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 26. April 2023
Die IRZ arbeitet seit 2017 im Bereich des Jugendstrafvollzugs eng mit der Justizvollzugsanstalt in Lipjan zusammen. Seit 2020 liegt der Schwerpunkt der Zusammenarbeit auf dem Umgang mit suchtkranken Jugendlichen. Eine Schulung des Vollzugspersonals zu Suchthelferinnen und Suchthelfern nach deutschem Vorbild soll dabei helfen, den Umgang mit Jugendlichen mit Suchtproblemen im Vollzug zu erlernen, um ihnen einen Ausstieg aus der Abhängigkeit zu ermöglichen und so perspektivisch die Chancen auf eine gesellschaftliche Wiedereingliederung nach der Entlassung zu verbessern. In 2021 und 2022 wurde daher ein gemeinsames Konzept zum „Umgang mit suchtkranken Jugendlichen im Strafvollzug“ entworfen.
Vor diesem Hintergrund fand vom 6.-8. März 2023 ein Train-the-Trainer Workshop zur Suchthelferausbildung in der Justizvollzugsanstalt in Lipjan (Kosovo) statt. An der Veranstaltung nahmen jeweils zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Jugendvollzug, dem Jugendarrest, dem Mädchen- und Frauenvollzug, der Diagnoseeinheit für den Justizvollzug sowie der Bewährungshilfe teil. Frau Katja Liebmann, Vollzugsabteilungsleiterin Sozialtherapie und Psychologieoberrätin bei der Jugendanstalt Hameln, und Herr Siegfried Löprick, Vorstandsvorsitzender des Jugendhilfe Göttingen e.V., vermittelten den Teilnehmenden in einem gemeinsamen Austausch umfassende theoretische und praktische Kenntnisse zu den Schwerpunkten „Suchtanamnese" und „Behandlungsmaßnahme Sucht".
Das Ziel des Trainings war es, den Teilnehmenden die nötigen fachlichen Kompetenzen für eine eigenständige Durchführung der Suchtmaßnahme in ihren jeweiligen Institutionen zu vermitteln. Die Teilnehmenden verstehen sich in Zukunft als Multiplikatoren für das Thema „Suchthilfe" in ihrer Institution und können somit auch weitere geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen. Zudem wurden mit den Teilnehmenden und dem Anstaltsleiter des Jugendvollzugs Hospitationsmöglichkeiten bei geeigneten Einrichtungen der stationären Suchtbehandlung im Kosovo besprochen, um eine kontinuierliche fachliche Weiterbildung der Teilnehmenden auch nach dem Workshop zu ermöglichen.
Die Veranstaltung zeichnete sich insgesamt durch eine besonders vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre, eine lebendige und aktive Mitwirkung aller Teilnehmenden sowie eine äußerst praxisorientierte und interaktive Durchführung des Workshops aus.
Die Kooperation mit der Justizvollzugsanstalt in Lipjan findet im Rahmen der Projektförderung „Unterstützung mehrerer Staaten des Westbalkans bei der Konsolidierung rechtsstaatlicher und europäischer Standards" statt und wird vom Auswärtigen Amt finanziert. Nach ersten eigenständigen Durchführungen einer Suchtmaßnahme und Hospitationen vor Ort soll in der zweiten Jahreshälfte eine Folgeveranstaltung als Reflexionseinheit angeboten werden.